Berufung

Ich bete an die Macht der Liebe

Meine Weihe zur gottgeweihten Jungfrau 

von Maria-Bernadette Kell

Am 16. August 2024 wurde ich vom Erzbischof von Berlin, Dr. Heiner Koch, zur ewigen gottgeweihten Jungfrau geweiht. Nun bin ich eine Braut Christi, und Jesus Christus von Nazareth ist mein Bräutigam.  

Die Jungfrauenweihe ist ein uralter Ritus der katholischen Kirche, der auf die frühe Zeit des Christentums zurückgeht. Die lateinische Bezeichnung für eine geweihte Jungfrau lautet *Virgo consecrata*.  

Geweihte Jungfrauen legen bei der Weihezeremonie durch einen Diözesanbischof das Gelübde ab, in Armut, Keuschheit und Gehorsam zu leben. Sie möchten Jesus in ewiger Jungfräulichkeit nachfolgen und werden feierlich mit Christus als ihrem Bräutigam vermählt.  

Die gottgeweihten Jungfrauen erfüllen ihre tägliche Gebetspflicht durch das Beten des Stundengebets. Sie widmen sich Werken der Buße, Nächstenliebe und Evangelisierung. Darüber hinaus verpflichten sie sich zum Studium der Heiligen Schrift, zum Fasten, zum Apostolat sowie zur Sorge um die Armen – entweder durch Berufstätigkeit im sozialen Bereich oder durch ehrenamtliche Tätigkeiten.

Auch ich habe einen sozialen Beruf gewählt: Ich habe eine Ausbildung zur Genesungsbegleiterin beim Paritätischen Wohlfahrtsverband abgeschlossen und arbeite mit psychisch erkrankten Menschen. Zudem habe ich ein Fernstudium zur Psychologischen Beraterin absolviert.

Mein Weg zur Jungfrauenweihe begann im Jahr 2008, nach meiner Bekehrung zum katholischen Glauben. Inmitten tiefen Leids, verursacht durch eine seelische Erkrankung infolge eines ärztlichen Kunstfehlers und einer dadurch ausgelösten Absetzungspsychose, erlebte ich im Wenckebach-Krankenhaus eine Marienerscheinung. Daraufhin bekehrte ich mich von ganzem Herzen zum katholischen Glauben. In der Osternacht 2011 wurde ich feierlich durch Weihbischof Matthias Heinrich in der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale getauft und gefirmt.

Mein Lebensweg zu Jesus führte mich zu den Ordensschwestern der heiligen Mutter Teresa, den Missionarinnen der Nächstenliebe. Dort arbeitete ich drei Jahre ehrenamtlich in einer Suppenküche für Obdachlose. Bei der Zubereitung der Armenspeisung fühlte es sich an, als würde Gott Rosenblätter vom Himmel regnen lassen, und ich erlebte eine überwältigende Liebe Jesu Christi. Es war, als würde nach einem langen Winter zum ersten Mal wieder die wärmende Sonne auf mich scheinen.

Während der Eucharistie spürte ich stark die geistige und geistliche Anwesenheit Jesu, insbesondere bei der Armenspeisung. In mir entfachte sich eine tiefe Liebe zu ihm, dem Sohn Gottes. Schließlich kam der Heilige Geist über mich, und der Herr bat mich, seine Braut zu werden. So erhielt ich meine Berufung zur gottgeweihten Jungfrau.

Die katholische Kirche verlangt eine zweijährige Vorbereitungszeit auf die Jungfrauenweihe. Jesus wurde mir zur großen Liebe meines Lebens, und ich wollte dieser Berufung folgen. Bei meiner Weihe legte ich das Gelübde der ewigen Jungfräulichkeit ab und entschied, den weltlichen Versuchungen und Vergnügungen für ihn zu entsagen.

Wir leben in einer stark sexualisierten Gesellschaft, und der Schwur ewiger Keuschheit und Zölibat ist ein deutliches Zeichen der Würde der Frau gegen das gesellschaftlich verbreitete Bild der Frau als Sexualobjekt. Keuschheit ist nicht nur Verzicht, sondern auch Gnade und ein Geschenk Gottes, das uns durch den Heiligen Geist zuteilwird. Täglich spüre ich, wie der Heilige Geist über mich kommt und mir bestätigt, dass es richtig ist, so zu leben. Der Zölibat hilft, die „Flamme“ für ein Leben mit Christus als Bräutigam am Leuchten zu halten, indem man ein geistliches Leben führt – zum Beispiel durch den Besuch von Gottesdiensten, Wallfahrten, Exerzitien, Fasten, Gebet, die Eucharistie und Beichte, geistliche Gespräche sowie durch Almosen und bewussten Verzicht. Zudem male ich christliche Ikonen.

Die Berufung zur Jungfrauenweihe ist ein eschatologisches Zeichen der Liebe und Barmherzigkeit Gottes in dieser Welt.

Meine Jungfrauenweihe fand in der Klosterkirche St. Augustinus bei der Kongregation der Marienschwestern in Berlin-Lankwitz statt. Die Weihezeremonie führte der Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch durch. Mein Beichtvater und geistlicher Begleiter war anwesend und überreichte mir am Ende der Messe meinen Ehering als Zeichen meiner Bindung an Christus sowie das Stundengebetsbuch. Es gibt drei Stundenbücher: eines für Ostern, eines für Weihnachten und die Adventszeit, und eines für den Jahreskreis.

Der Gottesdienst dauerte fast zwei Stunden. Der Höhepunkt der Weihe war das Versprechen, vor dem Erzbischof als Vertreter Gottes ein ewig jungfräuliches Leben zu führen. Anschließend wurde mir die Weiheurkunde überreicht. In manchen Ländern legen sich geweihte Jungfrauen als Zeichen ihrer totalen Hingabe an Gott vor den Bischof auf den Boden, ähnlich wie bei der Priesterweihe. Bei meiner Weihe in Berlin kniete ich jedoch vor dem Erzbischof, reichte ihm meine gefalteten Hände und sprach mein Gelübde.

An diesem feierlichen Hochzeitstag mit Jesus trug ich ein weißes Brautkleid mit einer Mantilla – einem katholischen Kopftuch für Messen, das aus Spanien stammt.

Eine geweihte Jungfrau ähnelt einer Ordensschwester, lebt jedoch nicht in einer klösterlichen Gemeinschaft, sondern in der Welt. Sie ist jedoch an das heilige Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams gegenüber der katholischen Kirche gebunden und wird in den Stand der gottgeweihten Jungfrauen erhoben. Sie lebt jedoch nicht nach einer Ordensregel.

Es gibt geweihte Jungfrauen in der Kirche, die als Heilige und Märtyrerinnen verehrt werden, wie etwa die heilige Lucia von Syrakus, an die zu Weihnachten erinnert wird, wenn Frauen mit Lichterkränzen auf dem Kopf durch die Weihnachtsmärkte ziehen und Lieder singen.

Seit 2021 schreibe ich an einem katholischen Buch – meiner Autobiografie über meine schwere Kindheit, meine Bekehrung zum katholischen Glauben und meine Berufung zur gottgeweihten Jungfrau – mit dem Titel „Jesus – mein Bräutigam: Das Wunder einer Bekehrung“. Es soll noch in diesem Jahr beim Verlag Neobooks veröffentlicht werden.

Die Fotos zeigen mich mit dem Erzbischof

Autorin:

Maria Bernadette Kell

Meine Website: www.maria-bernadette-kell.de

07.09.2024

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